goddamn this noise inside my head
Woher auch!

 

Inneres

Vor Monaten habe ich die komplette Six Feet Under DVD-BOX gekauft, ich in kleinen Dosen - gestreckt über diesen Zeitraum - eingenommen. Ich habe diese Serie geliebt.
Die letzten Folgen sind pures Trauma, finde ich. Entweder liegt es allein daran, dass es so unheimlich dicht und glaubwürdig gespielt ist oder dass ich immer wieder Parallelen zum hier und jetzt [um Formulierungen wie meinem Leben zu vermeiden] gesehen habe.
Ich bin Nate [mit viel weniger Sex] und David [in unschwul] gleichzeitig und Claire und Ruth [beide ebenfalls mit Abwandlungen] kenne ich auch.
Jedenfalls hat es mich ziemlich mitgenommen und die letzte Folge zu sehen, habe ich vor mir hergeschoben. Dann danach ist es vorbei. Es noch mal zu sehen, wird nicht das gleich sein.

Die Welt ist schlecht. - Das haben wir schon immer gewusst.

Wie gut man selbst sein will und kann, hängt im wesentlichen wohl davon ab, wie gut man abends einschlafen kann. Je weniger Gedanken man sich machen muss (ergo Ausmaß an Naivität und Dummheit), desto leichter lassen sich moralische Grundsätze ignorieren. Desto besser schläft man.

Setzt man sich wissentlich über bestehende Regeln hinweg, ist das ein Verstoß gegen die Moral. Ist einem das egal - Hauptausrede: Machen doch alle so! - hat man kein Problem. So lange man das wirklich meint.

Hält man sich an die Regeln, alle anderen aber nicht, hat man schnell das Gefühl der Idiot zu sein. Egal, ob man nun allein an der Ampel nur bei grün geht, obwohl alle anderen über die Straße laufen, auf der Arbeit die Mittagspause nicht überzieht und nicht den halben Tag bei Kollegen Kaffee trinkend verbringt, oder bei einer staatlichen Prüfung nicht bescheißt, während die Aufsicht Zeitung liest.

So lange man der Meinung ist, so sei es richtig, weil man abends sonst ein schlechtes Gewissen hat, weil es falsch gewesen wäre, sich anders zu verhalten, darf man sich auch mal als Idiot fühlen.
Nur weil alle anderen sich regelwidrig verhalten, ist das kein Grund es ihnen gleich zu tun. Andererseits darf man denen ihr Verhalten aber wohl nicht vorwerfen.

Anstand ist wohl für jeden was anderes. Und die Gewissensprüfung ist abgeschafft.
Machen doch alle so!? - Ohne mich!

Ja, da sind wir wieder.

Da kann man noch so gut vorbereitet sein und seine Hoffnungen unter meterhohe Fakten verbergen und doch: Es haut einen förmlich um.

Dabei bin ich nicht mal wirklich sauer, enttäuscht oder traurig. Ich wusste ja, dass es so kommen muss. Wie kann man da enttäuscht sein? Und doch: Es ist vorbei und damit ist etwas weg. Und das merkt man. Es bleibt eine Lücke, die ausgefüllt werden oder zuwachsen muss.

In letzter Zeit habe ich viel englisch gedacht. Das war interessant. Außerdem sind gar nicht alle englischen Frauen doof und / oder häßlich. Und ich kann auch auf englisch funny sein. Unglaublich.

Außerdem rette ich jetzt das Klima, weil ich nicht ständig mit dem Billigflieger nach London fliegen muss.

Alles wird gut. Vielleicht schon morgen, heute jedenfalls nicht mehr.

Eine Woche ungetrübter Lebensfreunde und Rock'n'Roll (irgendwie).

Eine Folgewoche Unsicherheit, Zweifel und Grübeln.

[Lesen Sie nächste Woche von Depression und Sich-selbst-in-den Arsch-treten.]

Wer hätte gedacht, dass die Mädels von Medivael Baebes so dermaßen nett sind. *harhar*
Bester Abend seit Oktober 2004 (auf diese bestimmte Art).

[wenn die Mail bis morgen nicht als unzustellbar zurück kommt, fahr ich nach Krefeld]

[Update: Irrationales Verhalten kann sehr wohltuend sein.]

Und wenn doch mal, dann fragen sowieso nur die Falschen.

everybody's phoning, nobody is connected

[you may start klangstabil]

Träge schwappen die Wellen ans Ufer. Sie spülen schwarze Klumpen klebriger Konsistenz in den Sand. Undefinierbar in Herkunft und Zusammensetzung. Das gegenüberliegende Ufer ist nicht zu sehen, nur zu erahnen, weil man weiß, dass es da sein muss. Der Strom ist zu breit. Zäher Nebel erschwert die Sicht. Mehr als ein blassblauer Schimmer ist nicht zu erkennen.

Die armen Wichte haben das Winken und Hüpfen eingestellt. Zu lange hatten sie am Ufer ausgeharrt und hinübergestarrt - auf ein Zeichen gehofft. Sie wussten doch dass es dort war - da sein musste. An guten Tagen war der Nebel fort gewesen und nur die Entfernung trennte sie. Wenn sie doch auf der anderen Seite auch hüpften und winkten, durfte das doch nicht folgenlos bleiben. Es durfte nicht.

Doch dann stellten sich Zweifel und die Vorahnung zu den armen Wichten ans Wasser. Ob da nicht vielleicht jenseits des Stroms noch ein Wasser sei, mit noch einem Ufer. Vielleicht würde an der anderen Seite auch gewinkt und gestarrt - nur eben in dieselbe Richtung und nicht in die entgegengesetzte, denn am entlegenen Ufer würde zurück gewunken. Quatsch! entgegneten die Wichte - aber nach Wochen wurden ihnen die Arme lahm und die schwarzen Brocken klebten an ihren Schuhen und erschwerten das Hüpfen. So ließ sich einer nach dem anderen in den Sand plumpsen und bliebt regungslos liegen. Mit der Kraft am Ende, seit Tagen nichts gegessen - nur gehüpft, gewinkt, gestarrt, gewinkt und gehüpft. Immer wieder wähnte einer etwas im blassblauen Schleier zu erkennen. Ein Trugschluss jedes einzelne mal.

Der Zweifel und die Vorahnung ersparten den Wichten weitere Kommentare, denn sie wussten, was geschehen würde. Und woher die schwarzen Klumpen kamen. Sie gingen, denn das mussten sie nicht noch einmal mit ansehen, während die Wellen träge an Ufer schwappen.

Was sollte das wieder? Die Sache war im Grunde nur einmal vorgekommen.
Und das war schon Jahre her. Im letzten Leben. Es war irgendwie unerfreulich gewesen, das schon - und so was bleibt ja länger haften als alles andere. Aber wieso gerade jetzt? Wahrscheinlich ein Art Vorahnung.
Damals war es O. zuerst gar nicht so aufgefallen, erst, als er von einer Danebenstehenden angesprochen wurde, merkte er es. In dem Moment war es ihm aber egal. Erstens ging es um was und zweitens schätzte er seine Chancen auf "ganz gut". Ein Trugschluss, wie sich hinterher herausstellen sollte. Aber nicht weiter schlimm, wie sich auch später herausstellen sollte. (Diese stinkenden Frettchen und auch sonst war sie eher "so mittel".) Drittens war keiner da, der diese doch etwas peinliche Sache mitansehen musste und ihn kannte.
Ok, aber das war im letzten Jahrtausend und schon kurz danach hatte O. den Entschluss gefasst, dass er so was nicht noch mal brauchen würde. Und daran hatte er sich auch gehalten. Vielleicht waren aber auch einfach die Gelegenheiten ausgeblieben. Was das möglich?
Wahrscheinlich. Aber warum erinnerte es sich gerade jetzt daran - bzw. wurde daran erinnert. "Hallo, ich bin dein Unterbewusstsein! Ich habe da mal einen kleinen Rat ...!" Dabei kann man kaum von aktiver Handlung sprechen. Aber da war sie nun, diese Warnung.
O. hatte den Verdacht, dass es wahrscheinlich damit zusammen hängen würde, dass er sich schon wieder Hoffnungen machte. Unberechtigte, das war schon irgendwie klar, aber sie waren doch da. Da ganz hinten im Kopf, da hüpften und winkten sie, so doll, dass man sie noch ganz vorne sehen konnte. Arme Wichte, die am ganz anderen Ende der Schlange zum Tor der Erfüllung standen und doch gerne weiter vorne wären, da wo man auch mal dran kommt. Trotzdem hatte O. sie immer wieder gefüttert, damit sie nicht irgendwann resignierten und lieber schwimmen gingen anstatt auf Einlass ins Erfüllungstor zu warten. Er hatte Vorbereitung getroffen und Sachen eingepackt, die er - objektiv betrachtet - eh nicht brauchen würde (aber es könnte ja doch sein, dass ...) und sich Dinge in Bonbonfarben ausgemalt, die ohnehin nicht eintreten würden. Alles für die armen Wichte.
Das mit den Vorbereitungen war auch so eine zweischneidige Sache.
Einerseits hätte er dazu schon Lust (erhebliche sogar). Andererseits war im auch klar, dass er dazu eigentlich überhaupt nicht der Typ war und das lieber zugunsten besserer Zukunftsaussichten auf später verschieben würde, würde sich die Möglichkeit bieten (was aber ja eh nicht eintreten würde). Man müsste ja nicht jeden Quatsch immer gleich mitmachen. Und so saß O. dann meist auf dem Trockenen.

Und dann kam es doch ganz anders.

Das erschreckende war, dass es O. während des ganzen Abend gar nicht aufgefallen war. Und wenn doch, hatte er es erfolgreich verdrängt. Es war einfach zu interessant gewesen. Und außerdem wieder die verheerende Einschätzung der Chancen - nämlich als: gut. Von Seiten P.s war doch nichts zu befürchten. Nun wirklich nicht. Oder doch? Das das von seiner Seite anders ablief, musste doch nicht bedeuten, dass es für P. schlechter lief. Während der "Aktion" musste das verdrängt werden. "Der Glaube an den Erfolg ist unabdingbare Voraussetzung für denselben." (Wo hatte O. das nur wieder her?) Es lief also sehr zufriedenstellend. Vorstöße wurden unternommen und erfolgreich abgeschlossen, andere verendeten eher geräuschlos, was immerhin besser war als herbe Rückschläge. Immerhin hatte es auch ordentlich Spaß gemacht. Und auch wenn es nichts werden sollte, war es doch ein hervorragender Abend gewesen.
Schon am nächsten Morgen krachten die beiden Welten aufeinander, als die Vorahnung wieder von sich hören ließ: "Ja, ja, ich hab's doch gesagt! Aber Du! Du hörst ja nicht auf mich! Nicht nur mich hast Du gestern vollkommen ignoriert, auch sie hier, die Dir immer sagt, dass Du DA ja auch keinen Bock mehr darauf hättest! Aber nein, Monsieur macht wieder was er will, weil die Hormone bis in den Kragenspiegel stehen. Und nun ist das seelische Unheil wieder angerichtet und wir werden uns wieder das mitleidige Gejammer anhören müssen ..." "Ach, hör doch auf!" beschwichtigt O. sich selbst, die Vorahnung und die Befürchtung. "Dies mal ist alles anders. Und es lohnt sich auch wirklich. Ihr werdet sehen!"

Die Vorahnung und die Befürchtung ziehen die Augenbrauen hoch (als ob sie das alles nicht schon mal gehört hätten...), während die armen Wichte aus der letzten Reihe jubeln, hüpfen und winken.

Wir bleiben dran.


[aus der Reihe "Kryptik heute"]

Was mich mehr beunruhigen sollte, ist mir noch unklar. Dass ich sympathische Abart einer meiner Exfrauen beschimpfe, nachdem sie sich an mich schmiegt? Oder dass Nora Tschirner dabei ist, die ich im Wachzustand eher mittel finde?

Und in der Realität lasse ich mich von blonden Frauen langweilen. Immerhin habe ich mir durch Ablehnung meine Nichtverzweiflung bewiesen.
Tragisch ist die Nichtlangeweile auf der anderen Seite, wo doch die bedrückende Stille auf ihrer Seite nicht weniger leise gewesen sein müsste.

[Und jetzt google ich noch rothaarigen Frauen meiner Schulzeit hinterher und stelle fest, dass die heute Triathlon machen, beim RAAM als Betreuung mitfähren - und ihre eMailadresse geändert haben.]

 
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